
Die Autorin entwickelt keine Figuren, sondern Vorstellungen von Menschen und Beziehungen, die in keiner Zeile wirken, als hätten sie etwas mit dem Leben zu tun. Stattdessen bleiben sie eine Auffassung davon, wie unglücklich Liebe macht, wenn sie nicht echt ist. Dabei gaukelt der Roman dem Leser vor, das Problem an diesen falschen Lieben sei ihre Unausweichlichkeit und versteckt sich hinter Phrasen und endlosen, bemühten Vergleichen. In Wahrheit aber haben Heinrichs Protagonisten einfach nur nicht den Mut, ihre Einsamkeit auszuhalten und lenken sich davon ab, wie alleine sie sich eigentlich fühlen müssten in ihrem Scheitern, das sie verletzt und zutiefst irritiert. So bleiben sie seltsam künstlich und fern, wie Stars in einem Hochglanzmagazin – und man hat sie mit der letzten Zeile des Romans bereits vergessen.
Susanne Heinrich
So, jetzt sind wir alle mal glücklich
DUMONT Literatur und Kunst Verlag
304 Seiten
ISBN-10: 3832180338

Jennifer Crusie & Bob Mayer
Agnes and the Hitmann
St Martins Press
432 Seiten
ISBN-10: 0312363052

Was ich nämlich der Figur meines Vaters zuschreibe, etwa, daß sie alles, was um sie herum existiert und geschieht, flugs zum Motiv macht, kann ich mir selbst nicht abschreiben. Mir selbst wird nicht nur alles, was um mich herum, sondern auch alles, was in mir existiert und geschieht, zum Motiv. Alles, was ist, denke ich, ist gut, sofern es gutes Material ist. Was dir zum Foto wird, Papa, wird mir zum Text. [Peter Henisch]
Als Peter Henisch seinem Vater Walter ankündigt, ein Buch über ihn schreiben zu wollen, ist der nur scheinbar mürrisch. Bald aber gefällt ihm die Idee, wenn auch getrübt vom Bedauern, dass Heinz Rühmann zu alt sein wird, um ihn in einer möglichen Verfilmung darzustellen. Der Sohn, hat seinen Vater, den Kriegsberichterstatter, als kleiner Junge bewundert und seine Geschichten vom Einsatz mit der Kamera aufgesogen. Mit dem Alter kam die Kritikfähigkeit am Vater und damit eine gewisse Ablehnung, aber auch ein tiefes Bedürfnis nach Versöhnung. Das Buch atmet diese gemischten Gefühle, auch die Irritation des Sohnes darüber, sich dem Vater zunehmend ähnlich zu fühlen – und sei es nur, weil sie doch beide dokumentieren, der eine mit der Kamera, der andere mit der Schreibmaschine. Beeindruckend ist dabei vor allem, wie offen die Männer über ihre Gespräche lernen, miteinander umzugehen; wie der Vater, am Ende bereits vom Sterben gekennzeichnet, dem Sohn seine Geschichten, auch seine Naivität, damals, anvertraut – und der milde wird gegenüber dem Alten. Unsentimental, und doch sehr berührend: ein ganz, ganz wundervolles Buch.
Peter Henisch
Die kleine Figur meines Vaters
Deutscher Taschenbuch Verlag
272 Seiten
ISBN-10: 3423136731
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