Mittwoch, 15. Juli 2009

Zauberhafte Mädchen (5)


Zum ersten Mal seit einer halben Stund atmete ich halbwegs befreit auf. Doch es sollte bei dem einen Mal bleiben. Denn die nun folgende halbe Stunde veränderte mein Leben für immer; veränderte meine Sicht der Dinge, meine Gedanken über den Lauf der Welt und – was das Schlimmste ist – mein sicheres, wohliges Bild von Frauen. In dieser halben Stunde haben alle Ängste meiner erwachsenen Tage ihren Ursprung, wurden meine jahrelangen Sitzungen beim Psychiater eingeläutet, ja – ich würde sogar soweit gehen zu behaupten, die Beziehung zu meiner liebenden, großbrüstigen Mutter war hinterher nie mehr dieselbe, ganz zu schweigen von denen, die ich mit ihren Freundinnen gehegt hatte; ihnen misstraute ich fortan aufs Schärfste. Dies war der Moment, in dem ich das wahre Gesicht des weiblichen Geschlechts zum ersten Mal erblickte, die grauenvolle, hässliche Fratze, die sie hinter all ihrer Lieblichkeit verbergen und mit der sie uns Männer in den Wahnsinn treiben.

Die beiden Jungs an der Tischtennisplatte hatten augenscheinlich Probleme damit, sich ob der Anwesenheit der Schönheiten um sie herum auf ihr Spiel zu konzentrieren. Doch sie blieben tapfer, spielten sich weiter die Bälle zu und versuchten, möglichst nicht zu schauen. Offenbar störte das aber die Mädchen, und hier bereits fing meine Verwirrung an. Waren nicht wir Männer auf der Welt, um den Mädchen den Hof zu machen, ihre Aufmerksamkeit auf uns zu lenken und sie zu erobern, wie die Ritter es einst mit den Burgfräulein getan hatten, damals, als es noch Drachen gab? Ich war zumindest bisher der festen Überzeugung gewesen, dass es genau so abzulaufen hatte. Aber diese Mädchen, offensichtlich beleidigt vom Desinteresse der Jungs, drängten sich ihnen ins Bewusstsein. Zuerst noch harmlos, jedenfalls verzeihlich, wenn ich auch allein den Ansatz bedenklich fand. Sie näherten sich wie zufällig der Platte, so weit, bis die erste von ihnen schließlich mit ihrem Po daran anlehnte. Die Jungs waren zusehend irritiert von dem schleichenden Streifzug, aber weiter tapfer. Ich konnte sehen, dass einer von ihnen nun, da der weiche, verlockende Po sich unübersehbar in sein Sichtfeld geschoben hatte, Probleme bekam, sich auf sein Spiel zu konzentrieren. Aber er ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.

Das stachelte die Mädchen erst recht an. Nicht genug damit, dass mittlerweile drei von ihnen auf der Platte saßen, womit selbstverständlich das halbe Spielfeld belegt war, sie drehten sich nun auch noch leicht zu Seite, um den beiden Spielern etwas mehr als nötig von ihren Reizen zu präsentieren. Die drei, die sich noch nicht auf die Platte gesetzt hatten, stellten sich knapp neben den Jungen, der mir den Rücken zugewandt hielt, und reckten ihre kleinen Brüste in seine Richtung.

Meine Irritation stieg vermutlich in ähnlichem Ausmaß wie die der beiden Spieler. Zugleich bewunderte ich, wie ruhig sie blieben, inmitten dieses Meeres aus wogenden Brüsten, vollen Schenkeln und sanft sprießender Achselbehaarung. Bereits von meinem Standpunkt aus ergab sich daraus ein beeindruckendes Bild. Zumal die Schöne, nein, Schönste von allen, sich mit ihrer Pracht gänzlich in meine Richtung gewandt hatte. Für einen Moment vergaß ich deshalb, sie alle unmöglich zu finden, weil sie plump waren und undamenhaft, weil sie die Jungs bedrängten und mich meiner Illusionen beraubten. Es war der Moment, indem ich hätte aussteigen können, es nicht länger hinnehmen, sondern aus der Schlange ausbrechen und zu meiner Mutter rennen. Vielleicht wäre mein Leben anders verlaufen, hätte ich nur geahnt – nicht gewusst. Doch ich konnte mich nicht rühren.

Eingeklemmt zwischen einem jungen Mann hinter und dem Breitarsch vor mir, in dessen Pofalten ich mittlerweile fast Zuflucht suchte, verfolgte ich weiter das grausame Schauspiel. Ich hätte fliehen müssen. Doch ich erlag der Faszination und blieb bis zum bitteren Ende. Die Mädchen ließen die letzten Barrieren zwischen sich und den Jungs einstürzen – und sprachen sie an. Ich hielt den Atem an, flach eingedrückt in meiner Brust, und lauschte angestrengt. „Na, ihr Buben, wie läuft’s so mit den Bällen?“

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