Eigentlich wollte ich bloß ein Heft verkaufen. (Foto: WP) |
Was soll’s, solange es gegen einen selbst geht, hilft es,
sich nicht so ernst zu nehmen, dazu einen Schuss Galgenhumor – überlebt.
Viel schlimmer wird es, wenn die Häme andere trifft, natürlich vollkommen
unverdient, und in der Art, dass diese sich nicht dagegen wehren können. Einem
wie Wolfgang Frank wäre es vermutlich auch zu Lebzeiten egal gewesen, im
Stadion auch Menschen zu wissen, die ihn nicht kennen. Seltsam ist es trotzdem,
hinter sich auf die Frage, wieso die Mannschaft Trauerflor trägt die Antwort zu
hören: „Da ist irgend so ein Trainer gestorben.“ Abgesehen davon, dass ich
mich in dem Moment frage, ob die (grandiose!) Choreo eigentlich
völlig an den beiden Dollbohrern vorbeigegangen ist: Wolfgang Frank? Irgend so
ein Trainer? Gibt es wirklich Leute, die so dermaßen überhaupt nichts mitbekommen?
Und ist die Annahme, man müsse doch mit den Menschen, die wie man selbst Wochenende um Wochenende ins Stadion pilgern, irgend etwas
gemein haben, tatsächlich nicht mehr als ein Irrglaube?
Das Spiel läuft, wie solche Spiele eben manchmal laufen und die zwei Typen haben dafür auch schnell einen Schuldigen ausgemacht: Elkin Soto.
Ausgerechnet. Elkin, der Musterprofi, einer der größten 05er seiner Generation, unbestritten auch menschlich einer der Allergrößten. Aber was interessiert das
die Frustrierten? Schon klar, nicht alles, was im Stadion über die diversen
Lippen rutscht klingt wie Musik und nein, Kritik zu üben ist nicht verboten.
Aber lieber Gott, muss man dabei derart die eigene Würde ablegen und die des
Kritisierten ignorieren? Nicht nur ist Elkin den beiden grundsätzlich zu
lahm und stets am falschen Platz, er war zudem ohnehin ein Fehleinkauf, ist
so überschätzt wie selten ein 05er – und wie man hört auch abseits des
Fußballplatzes ein richtig doofer Typ. Mit seinen alten Knochen gehört er
längst aufs Abstellgleis, peinlich, dass er Spielern wie Jo Geis den Platz
versperrt; und dann rufen sie beide aus vollem Halse, „Elkin, du Penner, beweg
deinen Arsch!“
Was sonst noch los war? Jede Menge Kriegsrhetorik... Das
Ruhrgebiet gehört weggebombt, Schalke und seine Spieler werden mit verbalen
Panzerfäusten vom Feinsten überzogen, die wiederzugeben ich mich hier aus guten
Gründen weigere. Zwischendurch wird noch Ádám ausgepfiffen, der mit der für ihn
auch schon in seiner Mainzer Zeit üblichen Theatralik über den Rasen rollt.
Daran sind nicht nur diese zwei, sondern etliche weitere Dollbohrer beteiligt –
und ich dachte, uns Mainzer zeichnet aus, dass wir genau so etwas nicht tun.
All das mündet bei seiner Auswechslung in der Verabschiedung Sotos bis nach
Kolumbien; damit hat die Quälerei zum Glück
ein Ende. Und sollte der Vorwurf kommen, warum man zu so etwas schweigt, so ist
er sicher berechtigt. Aber in manchen Momenten fehlen einfach die Worte, egal, wie lange sie andauern. Oder
wie heißt das so schön: Some People just need a High Five. In the Face. With a
Chair. Danke, bitte – dafür nicht.
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